Allgemeines / Veranlassung
Abwasserstollen Zeulenroda mit Regenrückhaltebecken, Regenüberlaufbecken sowie Zu- und Ablaufkanälen
Die Herausleitung des Abwassers aus dem Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Zeulenroda hatte auf der Grundlage der Trinkwasserschutzzonenverordnung für die Investitionstätigkeit des Zweckverbandes WAZ oberste Priorität. Als eines der bedeutendsten Vorhaben wurde in diesem Zusammenhang in Abstimmung mit allen fachlich Beteiligten (Thüringer Innenministerium, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Thüringer Landesverwaltungsamt jeweils mit allen nachgeordneten Dienststellen) der Komplex "Abwasserstollen Zeulenroda" sowie "Kläranlage Zeulenroda, 1. Ausbaustufe 17.500 EW" in den Jahren 1993 - 2000 realisiert.
Nach umfangreichen Variantenuntersuchungen der geplanten Generalentwässerung der Stadt Zeulenroda wurde letztlich eine "Stollenvariante", als Vorzugslösung erarbeitet, die im bergmännischen Vortrieb zu realisieren war und die durch die entsprechenden Behörden genehmigt und schließlich durch den Zuwendungsgeber TMLNU bewilligt wurde. Der Bedeutung des Vorhabens gerecht werdend, wurde durch das TMLNU der anfänglich erteilte Zuwendungsbescheid mit einer Fördermittelbereitstellung von 45,2 % nach Einspruch des ZV WAZ widerrufen und mit Bescheid vom 11.05.1994 eine Fördermittelbereitstellung von 75,6 % für den Schmutzwasseranteil und 20 % für den Regenwasseranteil auf der Grundlage der am 1.9.1993 in Kraft getretenen neuen Förderrichtlinie des Landes Thüringen gewährt. Bei der Errechnung des Fördersatzes wurde von einer 100 %igen Förderfähigkeit des geplanten Vorhabens ausgegangen, davon abgesetzt wurden die Aufwendungen, die der Verband auch ohne Sanierung des Einzugsgebietes hätte erbringen müssen. Damit stellte sich obiger Fördersatz ein.
Mit dieser gewählten Lösung werden ca. 86 % der anfallenden Schmutz- und Regenwässer der Stadt Zeulenroda im freien Gefälle aus dem Einzugsgebiet der Talsperre Zeulenroda in das Einzugsgebiet der Triebes bzw. zur neuen, seit Ende 1998 in Betrieb befindlichen Kläranlage Zeulenroda übergeleitet. Eine Gefährdung der Talsperre durch diese über den Stollen entwässernden Flächen wird damit auf ein Minimum reduziert.
Begründung der Auswahl Variante "Abwasserstollen" als zentraler Haupttransportsammler der Stadt Zeulenroda-Triebes zum Kläranlagenstandort
Ursprünglich wurde nur das Schmutzwasser über den ankommenden Hauptsammler Bendenreihe/Aumaische Straße/Rötlein aus dem Einzugsbereich der Talsperre in die bestehende KA (Tscherlich) übergepumpt (Abwasserpumpstation I). Bei einem Regenereignis wurde das anfallende Mischwasser aus drei Regenüberläufen direkt der Trinkwassertalsperre ohne Regenwasserklärung zugeführt.
Die dabei am Standort der Pumpstation I (entspricht dem jetzigen Stolleneinlauf) ankommende Regenwassermenge beträgt 20 m³/s, die nach der Trinkwasserverordnung aus dem Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre herauszuleiten waren.
Weitere Gründe für die Wahl der Vorzugsvariante "Stollen":
- Mit der Stollenvariante wurde gegenüber den anderen beiden untersuchten Varianten eine wesentlich geringere Beeinträchtigung des Straßenverkehrs im Stadtgebiet von Zeulenroda erreicht, da eine Verlegung von zusätzlichen Abwasserdruck- und Hauptsammlern im öffentlichen Straßenraum in Bundes-, Landes- und kommunalen Straßenkörpern erforderlich gewesen wäre.
- Minimierung von Bedienungsaufwand für Abwasserpumpstationen, da mit dieser Variante zwei Pumpstationen außer Betrieb genommen werden konnten, Einsparung von Energiekosten von ca. 70 - 100 TEUR/a je nach Regenhäufigkeit.
- Aufgrund der am Stolleneinlauf ankommenden Regenwassermenge QR15 0,2 = 22.540 l/s hätten bei einer herkömmlichen Ableitung über Hauptsammler 24.343 m³ Retensionsraum (Rückhaltevolumen in Form von Regenrückhaltebecken oder Stauraumkanälen) errichtet werden müssen. Bei einem spez. Preis von 400 - 500 EUR/m³ u.R. für Stahlbeton wären allein dafür Investkosten von rd. 10 Mio. EUR erforderlich gewesen.
Zeitlicher Ablauf des Baus
Herstellungskosten des Gesamtvorhabens
Das Gesamtvorhaben wurde lt. Kostenrahmen 1994 wie folgt bestätigt:
- Gesamt: (29.000.000,00 DM) 14.827.465 EUR
Für dieses Vorhaben wurden durch den Freistaat Thüringen (TMLNU) 21.844.000,00 DM Fördermittel bereitgestellt (= 11.168.660,00 EUR).
Geschaffene Kapazitäten
Mit dem Vorhaben wurden folgende Kapazitäten geschaffen:
- 1 Stck. Abwasserstollen einschließlich aller Nebenanlagen, mit den Hauptbauteilen:
- 2.344,25 m Stollenbauwerk DN 2500, im bergmännischer Vortrieb nach NÖT, mit 2.357 m Schmutzwasserleitung GFK DN 350 und Kabelschutzrohr PVC 160x14,6
- 1 St. Auslaufbauwerk, 300 m³u.R.
- 1 St. Schussrinne
- 1 St. Tosbecken, ca. 850 m³u.R.
- 1 St. Einlaufbauwerk, ca. 450 m³u.R.
- 1 St. Fallschacht, ca. 425 m³u.R.
- 1 St. Regenüberlaufbauwerk für DN 800/300
Technische Daten
- Höhe Einlauf: 379,00 m ü. NN
- Höhe Auslauf: 361,50 m ü. NN
- Höhendifferenz: 17,50 m
- Gesamt-Länge: 2.372,0 m
- durchschntl. Gefälle: 7,378 0/00
- Teillänge 1:
- (Einlaufbauwerk - Fallschacht): 631,0 m
- Gefälle: 4,0 0/00
- Teillänge 2:
- (Fallschacht - Auslaufbauwerk): 1.741,0 m
- Gefälle: 8,27 0/00
- minimale Überdeckung:
- Einlaufbereich: 10,0 m
- maximale Überdeckung: 45,0 m
- Durchmesser Rohbau: 3,6 - 3,90 m
- Durchmesser Rohbau i. M.: 3,75 m
- Durchmesser nach Ausbau: 2,50 m
- Querschnitt i.M.:11,04 m²
- Aushub: 26.185 m³
- Beton:
- Spritzbeton Stollensicherung: ca. 2.400 m³
- Ortbeton als Stahlbeton B 35
- für Stollenausbau: ca. 6.300 m³
Ergebnis der Investition
Mit der Realisierung dieses Vorhabens in Verbindung mit der Inbetriebnahme der Kläranlage Zeulenroda wurde ein wesentlicher Schwerpunkt des Sanierungskonzeptes der Trinkwassertalsperre Zeulenroda verwirklicht. Ein Großteil der Schmutz- und Regenwässer der Stadt Zeulenroda konnte aus dem Einzugsgebiet der Talsperre herausgeleitet werden. Gleichzeitig erfolgt damit eine deutliche Verbesserung der Gewässergüte der Trinkwassertalsperre Zeulenroda sowie eine entscheidende Verbesserung der Gewässergüte im Vorfluter "Triebes" durch Reduzierung der Schmutzfrachten und eine deutliche Reduzierung der Geruchsbelästigungen in der unterhalb der Einleitstelle in den Vorfluter gelegenen Stadt Triebes.
Aufgrund der Besonderheit und Kompliziertheit des Vorhabens (2,4 km bergmännischer Vortrieb mit "Neuer Österreichischer Tunnelbauweise" (NÖT) für einen Abwassersammler der Nennweite DN 2500 mit den vor Ort angetroffenen schwierigen und nur eingeschränkt im voraus erkennbaren geologischen Bedingungen) wurde letztlich nicht nur das Vorhaben in technischer Hinsicht zur vollen Zufriedenheit des Betreibers in Betrieb genommen, sondern auch in finanzieller Hinsicht ist es als Erfolg zu werten.
Neben der Erstellung einer Abwasseranlage entsprechend dem Stand der Technik wurde eine Schwerpunktaufgabe der Sanierung des Talsperreneinzugsgebietes der Trinkwassertalsperre abgeschlossen sowie grundlegende Verbesserungen der Gewässergüte sowohl der Talsperre als auch des Vorfluters "Triebes" erzielt.
Mit dem Bau der Kläranlage Zeulenroda/Abwasserstollen Zeulenroda wurden die Bestimmungen der EU-Richtlinie 91/271 EWG bezogen auf die Stadt Zeulenroda-Triebes umgesetzt.
- Schematisierter Längsschnitt Abwasserstollen (PDF-Datei zum Download)